Der Begriff Gesundheit kann in unterschiedlicher Weise aufgefasst werden. Je nach Perspektive werden verschiedene Aspekte stärker hervorgehoben.
Unser Verständnis basiert auf der Formulierung der Weltgesundheitsorganisation sowie auf dem Konzept von Aaron Antonovsky. Beide stellen wir im Folgenden kurz vor.
Das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 1946 formulierte Verständnis ist heute weit verbreitet und allgemein anerkannt: „Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ .
Zwar eignet sich diese Beschreibung weniger als praktische Arbeitsdefinition, da sie vielmehr das Wünschenswerte darstellt, aus ihr geht jedoch deutlich hervor, dass Gesundheit subjektiv ist und eine soziale Dimension hat.
Weitere zentrale Dimensionen sind Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit. Einfach ausgedrückt kann sich nach Ellis Huber, dem Vorsitzenden des Berufsverbands der Präventologen, diejenige Person als gesund bezeichnen, welche die drei folgenden Sätze eindeutig bestätigen kann: Ich fühle mich wohl. Ich komme klar. Ich bin nicht allein.
In den Gesundheitswissenschaften wird vielfach der Ansatz des Medizinsoziologen Aaron Antonovsky angeführt. Er dient in der öffentlichen Gesundheitsförderung wie auch in der Forschung zu gesundheitlicher Prävention zur Orientierung.
Statt von derPathogenese (die Entstehung und Entwicklung einer Krankheit) geht er von der Salutogenese(die Entwicklung von Gesundheit) aus. Die Salutogenese definiert Gesundheit und Krankheit „als Pole eines gemeinsamen multifaktoriellen Kontinuums“ . So sind Menschen nach dieser Auffassung niemals vollständig gesund oder vollständig krank, sondern gesunde Menschen sind „wenig krank“. So spricht Antonovsky von Tendenzen zur Gesundheit oder Krankheit und verfolgt dabei die Absicht, die Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit als Gegensatz aufzulösen.
Unserem Verständnis nach umfasst Gesundheit körperliche, seelisch-geistige und soziale Aspekte. Alle diese Dimensionen hängen eng mit den Lebensbedingungen der Menschen zusammen wie zum Beispiel dem Wohnort, dem Zugang zu Ressourcen und dem herrschenden politischen System. Insbesondere beeinflusst auch die soziale Teilhabe in vielfältiger Weise die Gesundheit. Je nach Alter, Geschlecht oder wirtschaftlicher Situation sind für die Menschen unterschiedliche Dinge gesundheitlich wichtig.
Gesundheitsförderung hat unseres Erachtens nach in vielerlei Hinsicht politische Bezüge. So müssen sich häufig die Verhältnisse ändern, damit sich die Gesundheit der Menschen verbessern kann. Zum Beispiel sind die Rechte der Beschäftigten beim Arbeitsschutz ebenso relevant für die Gesundheit wie die Verringerung von sozialen Ungleichheiten zwischen Geschlechtern, Ethnien oder Schichten.
Die Förderung von Gesundheit sollte insofern die Dimensionen Individuum und Gesellschaft zusammenbringen.
In der Ottawa Charta zur Gesundheitsförderung von 1989 wird dieser Zusammenhang so beschrieben: „Menschen können ihr Gesundheitspotential nur dann weitestgehend entfalten, wenn sie auf die Faktoren, die ihre Gesundheit beeinflussen, auch Einfluss nehmen können“. Unsere Arbeit im Projekt „gesund hoch3 – gesund im Veedel“ setzt an diesem Verständnis an. Wir fragen Menschen in den Kölner Stadtteilen Mülheim, Buchheim, Buchforst, was für sie gesund ist, welches Verhalten und welche Verhältnisse sie als gesund erleben und entwickeln auf dieser Basis Angebote zur Verbesserung der Gesundheit.